Wie wäre es, wenn es in der Augenoptik auch Sterne gäbe?

Willst Du diese Sterne wirklich?
Für Optiker gibt’s keine Sterne-Kategorien wie für Hotels. Zum Glück!
Stell Dir vor, bei uns in der Augenoptik gäbe es auch Sterne-Kategorien wie in der Hotellerie. Wo würdest Du Dein Geschäft einsortieren?
Wären 5 Sterne, also die „Königsklasse“ der Hotels, für Dich erstrebenswert?
Für Deine Kunden würde das vielleicht auf den ersten Blick wie der Optik-Himmel auf Erden wirken, wenn Du Dich mit diesen Sternen schmücken dürftest, oder vielleicht doch nicht?
Wahrscheinlich weißt Du aber auch: ein Hotel muss dafür eine endlos lange Liste von Vorgaben erfüllen. Vergleichbar wäre das vom Spaßfaktor und der Administration vielleicht mit der Präqualifizierung für die KK-Zulassung.
Obwohl Du wirklich gute Refraktionen machst und Deine Kunden mit ihren Gläsern in den allermeisten Fällen super zufrieden sind, darfst Du einen langen Fragebogen ausfüllen und eine Ausrüstung vorhalten, die Du zum Teil gar nicht nutzt.
Sterne-Qualifizierung ist kein Kinderspiel
Bei einem Hotel musst Du jedoch nicht nur einen bestimmten Bereich, sondern jeden einzelnen Kunden-Touchpoint nach vorgegebenen Kriterien gestalten.
Oder wären vielleicht 4 Sterne Deine Zielvorstellung?
So ein Premium-Gefühl, aber nicht der absolute Luxus. Du lieferst in vielen Bereichen echte Spitzenleistungen für die Kunden, bei einigen anderen bist Du mit gutem Durchschnitt zufrieden.
Wirklich einfach wäre das auch nicht. Denn auch für 4 Sterne Hotels gelten natürlich eine ganze Reihe von Anforderungen, die Du in Dein Konzept integrieren müsstest, ob Du willst oder nicht.
Aber das ist ja auch nur so ein Gedankenspiel. Lasst uns froh sein, dass wir in der Augenoptik sehr viel mehr Freiheiten und nur relativ wenige Vorgaben haben, die über die rein fachliche Qualifikation, z.B. Meisterpäsenz, hinausgehen.

So viel Gestaltungsfreiheit - da muss man erstmal sehen, was man damit anfangen soll.
Nutzen Augenoptiker diese Freiheit überhaupt?
Wie ist das in der Realität? Führt die Freiheit der Optiker, ihr Geschäft im Großen und Ganzen völlig frei gestalten zu können, zu vielen verschiedenen individuellen Konzepten? Wird auch die Möglichkeit genutzt, kreative Werbung z.B. für optometrische Angebote zu machen, was Augenärzte nicht dürfen?
Einige Optiker haben diese Chancen erkannt und ziehen es durch. Aber ich bin davon überzeugt: Bei vielen Geschäften ist da noch eine ganze Menge Luft nach oben.
Warum viele Optiker:innen unbewusst im 3,5-Sterne-Modus stecken
In der Augenoptik gib's keine Sterne, dafür wirken andere Kräfte. Ich nenne sie mal „gefühlte Kategorien“.
Sie führen dazu, dass viele unabhängige Geschäfte sich so ähnlich sehen und auch so ähnlich funktionieren. Das liegt an der starken Tradition unserer Branche, die nur von einer Minderheit hinterfragt wird.
Sie führt dazu, dass die meisten Optiker, ob Inhaber oder Mitarbeiter, bestimmte Abläufe und Standards für völlig selbstverständlich halten, im Ernstfall sogar für unersetzlich.
Einfach nur, weil es schon immer so war und weil er oder sie davon ausgeht, dass es das Beste für die Kunden ist. Doch wie genau kennen sie ihre Kunden überhaupt?
Wenn man genauer hinschaut, ist es eher die Angst vor Veränderung. Oder, andersherum gedacht, das willkommene, aber trügerische Gefühl von Sicherheit, wenn man an Bewährtem festhält.
Ein paar Beispiele für diese ungeschriebenen Gesetze:
- Die Verantwortung für den Brillenkauf liegt oft nicht bei den besonders verkaufs- und kommunikationsstarken Optikern, sondern beim Chef oder einem Mitarbeiter mit einem guten Gefühl für Zahlen. So stimmt am Ende (hoffentlich) der Rohertrag, doch das Potential einer perfekt auf die strategischen Ziele abgestimmten Kollektion wird nicht erreicht.
- Viele Auszubildende beherrschen die die uralte Technik des Bröckelns besser als eine souveräne Beratung, die sich konsequent an der Persönlichkeit und den Ansprüchen der Kunden orientiert.
- Brillen werden oft noch in einer Plastikhülle mit farbigen Rändern „abgegeben“. In dieser Formulierung spielt auch noch nach rund 25 Jahren das Heil- und Hilfsmittel-Vokabular der Krankenkassen mit. Sie werden nicht mit großer Wertschätzung in einer ihrem Wert entsprechenden Box, einem hochwertigen Tablett oder ähnlichem präsentiert bzw. überreicht.
- Eine neue Kollektion wird nur dann aufgenommen, wenn der Außendienst hoch und heilig versprechen kann, dass man im Umfeld von 10/20/30 Kilometern „Gebietsschutz“ bekommt, auch man selbst nicht versprechen kann, mindestens 50/75/100 Stück im Jahr zu verkaufen.
Wie war das noch bei den Hotels?
Es gibt inzwischen tatsächlich immer mehr hochkarätige Hotels, die gar keine 5 Sterne mehr haben. Entweder sie gehen freiwillig auf 4 Sterne zurück – oder sie verzichten ganz darauf.
Damit brechen sie die Regeln ihrer Branche und gewinnen auf allen Ebenen eine viel größere Freiheit und Flexibilität. Kein Zimmerservice mit warmen Speisen z.B., der gerade in kleinen Hotels schwer umsetzbar ist. Keine 24 Stunden Rezeption, keine getrennte Dusche und Badewanne und hunderte andere Verpflichtungen mehr. Und dazu noch: keine aufwändige und teure Zertifizierung.
Das Ergebnis: Diese Hotels sind viel schwerer vergleichbar. Sie setzen eigene Maßstäbe und bekommen die Kunden, die genau ihre Ausrichtung mögen.
Ein Optiker muss diese Entscheidung gar nicht treffen. Er kann sich Schritt für Schritt seinen eigenen Stil erarbeiten. Mit persönlicher Nähe, mit Seele, mit Überraschungen, die bei einem traditionellen Optiker nicht erwartet werden. Aber die im Gedächtnis bleiben.
Möchtest Du aus deinem 3,5-Sterne-Modus raus – ich helfe Dir gern beim Aufbruch.
Ich begleite genau solche Wege – nicht nach Schema F., sondern mit Neugier, Erfahrung und Freude an einem wertschätzenden Austausch.
Wenn Du Deinen eigenen Weg finden willst – lass uns sprechen.