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Damenbrillen ... Herrenbrillen...

Juni 2025

Damenbrillen ... Herrenbrillen...

Damenbrillen … Herrenbrillen … Wer braucht diese Kategorien eigentlich noch?

Stell Dir vor, Du gehst in ein Optikgeschäft - vielleicht auch in Dein eigens - und als erstes fallen Dir zwei Präsentationswände ins Auge. Einmal steht "Damenbrillen" darüber, einmal "Herrenbrillen".

Die Chance, dass Deine Kunden eine der beiden Brillenwände überhaupt nicht beachten, ist groß, oder? Das mag früher nützlich gewesen sein, als die Konventionen, wer welche Brillen tragen kann, noch viel strenger waren. So hatten die Kunden gleich eine einfache Orientierung, denn es ist ja sowieso schwierig, sich bei einem Optiker zurechtzufinden.

Aber ist das heute überhaupt noch nötig? Oder sinnvoll? Warum gibt es diese Bezeichnungen noch so häufig? Im Alltag verschwimmen die Grenzen längst: Frauen tragen Oversized-Hemden, Männer wählen enge Jeans, und Modehäuser inszenieren ihre Shows mit Models aller Geschlechter in denselben Looks. Und in der Brillenbranche? Hier herrscht erstaunlich oft noch altes Denken.

Warum ist das so?

Der Hauptgrund liegt in der Konvention – und in der Gewohnheit der Industrie. Viele Brands kategorisieren ihre Fassungen bis heute in „für Damen“ und „für Herren“. Auch viele Websites und Verkaufsflächen sortieren streng nach Geschlecht und bieten sie so an Und weil das bisher nur selten hinterfragt wird, sieht es auch auf den Websites der Optiker und in ihren Geschäften vielfach noch genau so aus.

Für die Hersteller, die das weiterhin so praktizieren, ist das naheliegend: Kategorisierung bedeutet bekannte Linienführung beim Design, gewohnte Farben und Details, die klar "männlich" oder "weiblich" gelesen werden, damit weniger unberechenbare "Experimente" und ein gut kalkulierbares Sortiment und schließlich eine bessere Auswertung der Abverkaufswahlen.

Doch was bedeutet das für die Beratung?

Für die Kund:innen? Für die Menschen also, die das Maß aller Dinge sein sollten, wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung erdacht und gestaltet wird? Was bedeutet es für das Produkt Brille, das sich immer mehr in ein persönliches Accessoire mit großem Nutzen für das bestmögliche Sehen entwickelt - und dennoch weiterhin in der allgemeinen Wertschätzung viel Luft nach oben hat?

Die Realität sieht anders aus

Die Wahrheit ist: Die allermeisten Brillenfassungen sind nicht von Natur aus „weiblich“ oder „männlich“. Sie sind markant, weich, expressiv, zurückhaltend, farbig oder neutral – und sie passen Menschen, nicht Kategorien. Frauen können große geometrische Acetatfassungen genauso tragen wie Männer roséfarbene Metallbrillen. Es ist alles eine Frage des Typs, des Gesichts – und des Stils.

Eine klare Gender-Zuordnung verhindert viel zu oft, dass jemand überhaupt probiert, was eigentlich perfekt wäre.

Wer als Optiker:in diese Perspektive annimmt, trennt nicht nach Geschlecht – sondern nach anderen Kriterien:

  • Nach Stilrichtungen (z. B. „Puristisch“, „Retro“, „Statement“)
  • Nach Materialien oder Herstellungsarten („Titan handmade in Japan“, „Acetat aus recycelter Baumwolle“)
  • Nach Marken, die eine eigene Designphilosophie verkörpern

Vor allem aber: Wer gut berät, sieht den Menschen – nicht das Geschlecht. Und wer Kunden inspirieren will, braucht mehr als ein Schild über der Wand.

Brands, die schon heute auf Gender verzichten

Es gibt sie längst – die Independent Brands, die sich ganz bewusst gegen eine Kategorisierung in Damen und Herren entschieden haben. Hier einige Beispiele, die in Europa (auch Deutschland) vertreten sind:

  • VAVA Eyewear (Portugal): Reduziert, architektonisch, markant, genderneutral.
  • MYKITA (Deutschland): Große Teile der Kollektion werden konsequent unisex designt.
  • AHLEM (Frankreich/USA): Eleganz und französisches Design – dennoch die meisten Modelle bewusst genderneutral gestaltet.
  • NEUBAU Eyewear (Österreich): Nachhaltig, urban und in weiten Teilen bewusst unisex.
  • ANDY WOLF (Österreich): Auch hier wird oft nicht strikt getrennt – der Designcharakter steht im Vordergrund.
  • KUBORAUM (Berlin): Künstlerisch, experimentell, vollkommen frei von klassischen Kategorisierungen. Statementbrillen für mutige Persönlichkeiten.
  • GÖTTI (Schweiz): Viele Modelle gelten als unisex – auch wenn die Namen der Modelle oft eindeutig männlich oder weiblich klingen.

Diese Brands – und viele weitere – zeigen: Es geht auch anders.

Zeit für Veränderung?

Bist Du in Gedanken Dein Geschäft grad mal durchgegangen? Wieviel Tradition steckt noch in Deiner Brillenpräsentation? Wie ist die Einstellung und die Wortwahl bei Euch in der Beratung? 

Vielleicht ist jetzt ein guter Moment um darüber nachzudenken, wie Du Brillen präsentierst, welche Auswahl Deine Kunden wahrnehmen können und welche sie letztendlich aufprobieren? 

Wie so oft liegen große Chancen in der Freiheit, nicht alles einzuordnen. Denn eine gute Brille passt zum Gesicht. Nicht zum Geschlecht.

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