Brillengläser regional produziert - wie lange noch?

Was die Zeiss-Entscheidung für unabhängige Optiker:innen bedeutet
Vielleicht hast Du es gelesen: Zeiss wird die Brillenglasproduktion in Aalen bis 2026 drastisch reduzieren. Über 250 Arbeitsplätze fallen weg. Die Produktion in Deutschland wird entsprechend runtergefahren. Und das ist kein Einzelfall – auch andere Hersteller haben ihre Fertigung in Deutschland in den letzten Jahren zurückgefahren oder ins Ausland verlagert.
Für viele unabhängige Optiker:innen ist das mehr als eine Randnotiz
Denn wer mit regionaler Fertigung wirbt – bewusst, mit Überzeugung und in Abgrenzung zu Konzernen – steht jetzt vor einer neuen Realität und der entscheidenden Frage:
Was tun, wenn das Versprechen „Made in Germany“ plötzlich wackelt?
Zeiss schafft Fakten – Du entscheidest, wie Du reagierst
Zeiss spricht von Modernisierung, Investitionen und neuen Aufgaben für den Standort Aalen. Gleichzeitig wird deutlich: Die industrielle Fertigung in Deutschland steht unter Druck. Der strukturelle Kostennachteil ist zu groß, um mit anderen Ländern mitzuhalten.
Diese Entwicklung ist etwas, was Du beim besten Willen nicht ändern kannst. Also bleibt nur akzeptieren und für Dich klären, welche konkreten Auswirkungen sie auf Dein Geschäft hat und wie Dein Handlungsspielraum aussieht.
Was bedeutet das für Dich als unabhängige:r Optiker:in?
Vielleicht arbeitest Du (noch) mit einem regionalen Glashersteller. Vielleicht basiert ein Teil deines Selbstverständnisses auf dem Gedanken: kurze Wege, hohe Qualität, nachvollziehbare Wertschöpfung.
Dann ist jetzt der richtige Moment, Deine eigene Lieferkette, Deine Kommunikation – und Deine Haltung – zu prüfen.
Drei Realitäten, mit denen Du Dich jetzt auseinandersetzen solltest
1. „Regional“ ist kein festes Versprechen.
Vielleicht bist Du kein Zeiss Kunde und hast einen anderen Lieferanten, der (zum Teil) in Deutschland oder DACH fertigt. Auch er könnte morgen anders produzieren – ohne Dich zu fragen. Produktionsverlagerung ist keine Ausnahme mehr, sondern Teil der globalen Realität.
2. Kund:innen fragen (noch) nicht – aber sie werden es tun.
Transparenz wird wichtiger. Wer heute klar sagen kann, was er verkauft – und warum – baut Vertrauen auf.
3. Deine Positionierung ist mehr als Deine Lieferkette.
Regionalität kann ein Teil Deines Markenprofils sein. Aber sie darf nie das Einzige sein. Was Dich wirklich auszeichnet, ist Deine Haltung, Dein Stil, Deine Beratung – nicht das Etikett auf dem Glas.
Du musst deine Positionierung nicht aufgeben
Du musst sie weiterdenken. Frage Dich:
- Wie transparent bin ich wirklich? Kann ich erklären, woher meine Gläser kommen – und warum?
- Wie stark ist meine Story jenseits von Herkunftsangaben?
- Wie würde ich es kommunizieren, wenn mein Lieferant morgen ins Ausland geht?
Meine Empfehlung: Bleib offen – und ehrlich
Die Zeiten ändern sich. Aber das ist kein Grund, defensiv zu werden. Im Gegenteil: Wer heute souverän über Herkunft, Werte und Alternativen spricht, zeigt nicht nur Kompetenz – sondern Charakter.
„Positionierung heißt nicht: Festhalten. Sondern: Haltung zeigen – auch wenn sich das Umfeld verändert.“
Zum Weiterdenken: Welche Rolle spielt Regionalität in Deiner Kommunikation?
🎯 Könntest Du Deine Differenzierung auch ohne „Made in Germany“ überzeugend formulieren?
Vielleicht kannst Du diese Fragen nicht gleich spontan für Dich und Dein Geschäft beantworten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mit Deinem Team und vielleicht auch mit ein paar Deiner echten, anspruchsvollen Stammkunden über dieses Thema zu sprechen, um Deine, um Eure Haltung als Team mit der neuen Realität abzugleichen.