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Brillengläser regional produziert - wie lange noch?

Juli 2025

Brillengläser regional produziert - wie lange noch?

Rohrunde Brillengläser in hellen Farben mit dem Titel "Made in Germany?

Was die Zeiss-Entscheidung für unabhängige Optiker:innen bedeutet

Zeiss wird die Brillenglasproduktion in Aalen bis 2026 drastisch reduzieren. Über 250 Arbeitsplätze fallen weg. Die Produktion in Deutschland wird entsprechend runtergefahren - der Standort aber insgesamt modernisiert. Und das ist kein Einzelfall – auch andere Hersteller haben ihre Fertigung in Deutschland in den letzten Jahren zurückgefahren oder ins Ausland verlagert.

Original Zeiss Pressemitteilung

Aber es melden sich gerade auch andere Stimmen zu Wort.

In der Ausgabe #3 eyebizz bekennen sich mittelständische Glashersteller wie Wetzlich, Rupp + Hubrach, Stratemeyer, Hoya oder MPG ganz bewusst zum Standort Deutschland.

Sie betonen weiterhin ihre Regionalität, ihre Verantwortung für die Mitarbeiter und das Versprechen an die Optiker und die Endkunden zu Nähe und Verlässlichkeit.

Es sollte klar sein, dass nur hochwertige Gläser eine Chance haben, in Deutschland gefertigt zu werden und das es auch Veränerungen geben wird. Deutschland soll jedoch nach heutigem Stand Produktionsstandort bleiben.

Für viele unabhängige Optiker:innen ist das mehr als eine Randnotiz

Denn wer mit regionaler Fertigung wirbt – bewusst, mit Überzeugung und in Abgrenzung zu Konzernen – steht jetzt vor einer neuen Realität und einer strategischen Herausforderung:

Was tun, wenn das Versprechen „Made in Germany“ plötzlich wackelt?

Was machst Du, wenn des morgen tatsächlich doch nicht mehr einlösbar ist? Das ist keine Panikmache sondern könnte schnell Realität werden. Du solltest schon vorher für Dich für Klarheit sorgen.

Zeiss schafft Fakten – Du entscheidest, wie Du reagierst

Zeiss spricht von Modernisierung, Investitionen und neuen Aufgaben für den Standort Aalen. Gleichzeitig wird deutlich: Die industrielle Fertigung in Deutschland steht unter Druck. Der strukturelle Kostennachteil ist zu groß, um mit anderen Ländern mitzuhalten.

Diese Entwicklung ist etwas, was Du beim besten Willen nicht ändern kannst. Also bleibt nur akzeptieren und für Dich klären, welche konkreten Auswirkungen sie auf Dein Geschäft hat und wie Dein Handlungsspielraum aussieht.

Was bedeutet das für Dich als unabhängige:r Optiker:in?

Vielleicht arbeitest Du (noch) mit einem regionalen Glashersteller. Vielleicht basiert ein Teil deines Selbstverständnisses auf dem Gedanken: kurze Wege, hohe Qualität, nachvollziehbare Wertschöpfung.

Dann ist jetzt der richtige Moment, Deine eigene Lieferkette, Deine Kommunikation – und Deine Haltung – zu prüfen.

Drei Realitäten, mit denen Du Dich jetzt auseinandersetzen solltest

1. „Regional“ ist kein exakt definiertes Versprechen mehr.
Vielleicht bist Du kein Zeiss Kunde und hast einen anderen Lieferanten, der (zum Teil) in Deutschland oder DACH fertigt. Die Erfahrung zeigt: auch er könnte morgen anders produzieren – ohne Dich zu fragen. Produktionsverlagerung ist keine Ausnahme mehr, sondern Teil der globalen Realität.

2. Kund:innen fragen (noch) nicht – aber sie werden es tun.
Transparenz wird wichtiger. Wer heute klar sagen kann, was er verkauft – und warum – baut Vertrauen auf.

Wenn Du also nicht nur Wert darauf legst, wo produziert wird, sondern auch unter welchen Bedingungen und für wen, dann kannst Du Nähe Feirness und Transparenz aufrechterhalten und kommunizieren, selbst wenn sich die Produktionsadresse ändert.

3. Deine Positionierung ist mehr als Deine Lieferkette.
Regionalität kann ein Teil Deines Markenprofils sein. Aber sie darf nie das Einzige sein. Was Dich wirklich auszeichnet, ist Deine Haltung, Dein Stil, Deine Beratung – nicht das Etikett auf dem Glas.

Ob Du auf „Made in Germany" oder ein ähnlich formuliertes Werteversprechen setzt - wichtig ist, dass Du Deine Story glaubwürdig erzählen kannst. Und dass sie nicht an einem Label hängt, auf das Du keinen Einfluss hast.

Du musst deine Positionierung nicht aufgeben

Du musst sie weiterdenken. Frage Dich:

  • Wie transparent bin ich wirklich? Kann ich erklären, woher meine Gläser kommen – und warum?
  • Wie stark ist meine Story jenseits von Herkunftsangaben?
  • Wie würde ich es kommunizieren, wenn mein Lieferant morgen ins Ausland geht?

Meine Empfehlung: Bleib offen – und ehrlich

Die Zeiten ändern sich. Aber das ist kein Grund, defensiv zu werden. Im Gegenteil: Wer schon heute souverän über Herkunft, Werte und Alternativen spricht, zeigt nicht nur Kompetenz. Er oder sie zeigt, dass er sich bewusst und aktiv mit den Veränderungen unserer Zeit auseinandersetzt und wird auch dann glaubwürdig sein, wenn z.B. die Entwicklung mit dem Produktionsstandort von Brillengläsern noch weiter geht.

Sprich mit Deinen Glaslieferanten. Mach Dir über die aktuelle Situation dort ein genaues Bild. Rede über Werte und Deinen Anspruch, als unabhängiger Optiker einen verlässlichen und ehrlichen Geschäftspartner für den wirtschaftlich wichtigsten Bereich der Brillengläser zu haben.

„Positionierung heißt nicht: Festhalten. Sondern: Haltung zeigen – auch wenn sich das Umfeld verändert.“

Zum Weiterdenken: Welche Rolle spielt Regionalität in Deiner Kommunikation?

🎯 Könntest Du Deine Werte auch ohne „Made in Germany“ überzeugend formulieren?

Vielleicht kannst Du diese Frage nicht spontan für Dich und Dein Geschäft beantworten. Nutze diese Zeit des Umbruchs, um mit Deinem Team und vielleicht auch mit ein paar Deiner anspruchsvollen Stammkunden über dieses Thema zu sprechen, und Deine/Eure Haltung als Team mit der neuen Realität abzugleichen.

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